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Panik in Frankreich«Bettwanzen haben Kontrolle über mein Leben übernommen»
In den letzten Wochen haben sich Bettwanzen in Kinos, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Bibliotheken in Frankreich vermehrt. Die Betroffenen sind am Ende mit den Nerven.
Die Bettwanzen-Invasion in Paris wird immer schlimmer. Verschiedene Videos zeigen das Ausmass des Problems.
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Darum gehts
Seit Wochen werden auf Social Media Videos aus Frankreich geteilt, die Menschen mit Bettwanzenbissen zeigen.
Mittlerweile zieht das Thema auch in der Politik Kreise.
Betroffene schildern, wie sie mit dem Problem umgehen.
Es ist schon lange nicht mehr nur ein fünf Millimeter grosses Problem, sondern ein Drama mit politischen Auswirkungen: Die Rede ist von der Bettwanzen-Invasion, die derzeit Menschen in Frankreich zu einer richtigen Viecher-Psychose getrieben haben. Menschen hatten zuletzt vermehrt Fotos und Videos von mutmasslichen Wanzen geteilt – etwa aus dem Kino, dem Zug oder der Metro.
Betroffene berichten von ihrem «Leben in der Hölle», andere wurden zu Bettwanzendetektiven und fotografieren und posten alles, was krabbelt. Andere wiederum isolieren sich von der Aussenwelt oder gründen gar Hilfegruppen.
«Die Bettwanzen haben die Kontrolle über mein Leben übernommen.»
«Es ist ein Albtraum ohne Ende, ich bin am Ende meiner Kräfte», erzählt Emilie dem Sender BFMTV. Die Bettwanzenplage in ihrem Haus könne sie seit Februar nicht loswerden. Dadurch sei sie nun in eine «tiefe Depression» gefallen und arbeitsunfähig, so die 40-jährige Frau aus der Ortschaft Digne-Les-Bains. Seit dieses Ungeziefer «die Kontrolle über mein Leben übernommen hat», müsse sie psychologisch betreut werden.
Abende alleine in einer winzigen Wohnung
Der 25-jährige Robin hatte Angst, dass man ihn wegen der Bettwanzen in seiner 28 Quadratmeter grossen Wohnung in Arcueil verurteilen könnte. Er hat zunächst von seinem Problem nur sehr wenigen Leuten erzählt, sagt er. «Man denkt sofort, dass es etwas mit Schmutz zu tun hat. Ich wollte nicht, dass man mich für unhygienisch hält oder dass einige meiner Freunde deswegen aufhören, mich zu besuchen», sagt er.
Doch als Robin erfuhr, dass Bettwanzen sich von einem Wohnort zum anderen verbreiten, indem sie sich in Taschen oder Kleidung verstecken, hat er sich aus dem sozialen Leben zurückgezogen. Stattdessen verbringt er jetzt seine Abende alleine in der kleinen Wohnung.
Reist du nach Frankreich in die Ferien? Darauf solltest du achten
Bettwanzen sind ein häufiges Reisemitbringsel. Mit diesen vier Tipps verhinderst du die kleinen Blutsauger in deinem Gepäck:
– Kontrolle im Hotelzimmer: Eine gründliche Inspektion des Bettes – noch bevor der Koffer geöffnet wird – lohnt sich. Die Bettwäsche nach kleinen roten, rosafarbenen oder schwarzen Flecken untersuchen; Matratze, Lattenrost und Bettrahmen nach lebenden Bettwanzen, Eiern oder Häutungshüllen checken.
– Koffer nach dem Auspacken wieder verschliessen und nicht offen im Zimmer stehen oder liegen lassen.
– Koffer nach Rückkehr in oder über der Badewanne öffnen und genau untersuchen.
– Die Kleidung direkt in die Waschmaschine befördern und das Innenleben des Koffers gründlich absaugen und reinigen.
Den kompletten Artikel liest du hier.
Politiker und Politikerinnen von links und rechts versuchen nun, die Situation zu beruhigen. Die Betreibergesellschaft der Pariser Metro schrieb in einem Bericht, dass «kein erwiesener Fall von Bettwanzen in den letzten Tagen in unseren Materialien (Metro, RER, Tram und Bus) festgestellt wurde», wie der Sender France Info berichtet. Dennoch versprach der französische Verkehrsminister Clément Beaune «mehr im Dienste der Fahrgäste zu tun».
Der stellvertretende Bürgermeister von Paris, Emmanuel Grégoire, forderte Premierministerin Elisabeth Borne in einem Schreiben auf, Treffen zur Schädlingsbekämpfung zu organisieren, einen «Meldepflichtmechanismus» einzuführen und Betroffene im Kampf gegen die Plagegeister finanziell zu unterstützen.
Jeder Zehnte ist von Bettwanzen betroffen
Gesundheitsminister Aurélien Rousseau meinte, dass es «keinen Grund zu allgemeiner Panik gibt». Frankreich werde «nicht von Bettwanzen überflutet», versicherte er am Dienstag. Also alles nur Einbildung? Keineswegs, schreibt «Le Figaro»: In den vergangenen zehn Jahren war mehr als jeder zehnte Haushalt von Bettwanzen betroffen – unabhängig vom Einkommensniveau.
Die Partei von Präsident Emmanuel Macron, Renaissance, will in der Nationalversammlung über Bettwanzen sprechen und einen Gesetzesentwurf etwa zu Prävention einbringen. Die linke Partei LFI warf der Regierung hingegen vor, in den vergangenen Jahren nichts gegen die Schädlinge getan zu haben.
Daran erkennst du, dass du Bettwanzen hast.
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